„Schwimmende Steine“ von Nadia Schmidt (2000)
Zehn Inseln schwimmender Steine wurden von der Berliner Künstlerin Nadia Schmidt als Landschaftskunstprojekt für die Halbinsel Pouch erdacht.
Auslöser ihrer Projektidee war der faszinierende Ausblick über die Tagebaulandschaft der Goitzsche vor der Flutung des Restlochs mit dem Wasser der Mulde ab 1999. Diese Landschaft wirkte auffällig farbintensiv, reich an Schattierungen und Nuancen. Die Bagger hatten Bewuchs, Humus und Kohleflözen beiseitegeschafft und damit vielfältige geologische Sedimentschichten freigelegt. Bunte Materialflächen bildeten den Boden, schwärzlich-auberginefarben, rostrot, ockergelb oder auch leuchtend weiß, bereichert durch die wechselnden Färbungen des Himmels, der Grundwasserpfützen, der Pflanzen. In Nahsicht wirkte das Erdmaterial hingegen eher sandig-unfarbig. Erst bei intensiverer Betrachtung fiel auf, dass das Material verschiedene bunte Kieselsteine enthielt. Die Kiesel erwiesen sich als die farbkräftigen Pigmentpartikel, aus denen sich die charakteristische Farbpalette der Tagebaulandschaft zusammensetzte.
Für ihr Projekt sammelten die Künstlerin und ihre Helfer in der Goitzsche diese Kiesel, 53 Tonnen insgesamt, und sortierten sie nach ihren Farben. Die verschiedenfarbigen Steinhaufen wurden auf zehn quadratischen, jeweils sechs mal sechs Meter großen Trägerkonstruktionen ausgebreitet, bestehend aus Schwimmröhren, einem darauf aufliegendem verzinkten Stahlgitter und einem äußeren Holzrahmen. Die zehn steinbeladenen Farbquadrate mit einer Gesamtfläche von 360 Quadratmetern entstanden auf der noch trockenen Böschung der Halbinsel und wurden mit dem Anstieg des Seepegels vom Wasser ergriffen. Nach Abschluss der Flutung konnten sie so an ihren vorgesehenen Standort nahe der Uferlinie Richtung Löbnitz gezogen werden. Mit Seilen am Boden der Goitzsche befestigt, bildeten sie dort bis 2002 eine lose angeordnete, mit der Strömung veränderliche Flotte farbiger Flöße.
Als Wellenbrecher schützten sie die Uferlinien der neu entstandenen Halbinsel, erfreuten das Auge und bewahrten eine verdichtete Erinnerung an die Farbpalette der versunkenen Tagebaulandschaft. Die „Schwimmenden Steine“ waren, mit den Worten der Künstlerin, „eine Sichtbarmachung von etwas Verschwindendem. Sie transportieren ein auf Steine reduziertes Konzentrat der Vergangenheit an eine neue Oberfläche, indem sie das Werden dieser begleiten.“
Durch die Jahrhundertflut im Sommer 2002 wurden die Insel aus ihren Verankerungen gerissen, abgetrieben und stark beschädigt. Der Förderverein Goitzsche barg und restaurierte 2004 fünf der Pontons, doch reichten die Mittel nicht aus, um das Kunstwerk vollständig wiederherzustellen und dauerhaft zu erhalten. Einige der Pontons wurden für einen Anlegesteg weiterverwendet.
