Sammlung des ehemaligen VEB Chemiekombinates Bitterfeld
(Die „Bitterfelder Sammlung“ des Landes Sachsen-Anhalt)
Mit der politisch-wirtschaftlichen Wende 1989 begann eine tiefgreifende Umwälzung auf dem Gelände des einstigen Chemiekombinats Bitterfeld (CKB) . Um- und Neubau von Anlagen und Gebäuden gingen Hand in Hand. Infrastrukturen wurden erneuert, ganze Bereiche abgerissen und tiefenentrümmert. Rückbau war für Letzteres ein viel gebrauchter Euphemismus.
Von dieser Umwälzung waren auch die in sehr vielen Betrieben- und Betriebsteilen, in Fluren und Konferenzräumen vorhandenen Kunstwerke bedroht. Sie wurden in diesen bewegten Monaten von vorausschauenden Zeitgenossen zusammengetragen und gesichert. Dabei handelt es sich um ca. 240 Kunstwerke aus dem Bereich Malerei, Grafik und Bildhauerei, die Anfang der 1990 Jahre in das Eigentum der Bitterfelder Vermögensverwaltung Chemie GmbH (BVV) übergingen. Nach Einstellung ihrer Aktivitäten wurde mit Kaufvertrag vom 01.08.1998 („Übertragungsstichtag“) die Sammlung vom Land Sachsen-Anhalt erworben. Ziel war es, diese Sammlung unter Wahrung des regionalen Bezugs als Gesamtheit zu erhalten. Seit 2004 wird die „Bitterfelder Sammlung“ durch das Landesverwaltungsamt/Dokumentationsstelle Kunst betreut.
Nach nun mehr als 30 Jahren rückt mehr und mehr der zeitgeschichtliche Wert der Bilder ins Licht der Öffentlichkeit. Die Sammlung ist auf Engste mit dem „Bitterfelder Weg“, einer 1964 vom Zentralkomitee der SED und dem Politbüro initiierten landesweiten Kulturinitiative verbunden. Viele der zusammengetragenen Kunstwerke sind Arbeiten von Laienkünstler aus den im CKB angesiedelten Kunstzirkeln oder deren Leiter. Einige Werke sind Auftragswerke, die zu besonderen Anlässen geschaffen und angekauft wurden.
In Ihrer Gesamtheit bilden sie aus historischer wie auch kunstgeschichtlicher Sicht eine wichtige Quelle, die einen Beitrag zum besseren Verständnis einer Epoche deutscher Geschichte leistet. Mit ihnen als Hintergrund kann die Diskussion um das Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Politik ständig neu geführt werden.
Derzeit laufen Gespräche zwecks Überführung und dauerhaften Unterbringung der Sammlung beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Ziel ist es eine räumliche Nähe der Sammlung zu ihrem Ursprungsort zu schaffen.