Robert Schneider, Maler und Zeichner
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld besitzt eine Sammlung von Arbeiten des Malers Robert Schneider. Alle Arbeiten entstanden Anfang der 1990er Jahre in Bitterfeld.
Lebensdaten
- geboren am 29. Juli 1944 in Buchheim bei Freiburg
- 1990-2002: Studienreisen und Recherchen zum Projekt „Jahrhundertreflexion“
- darunter 1990: Studienreise zum Chemiestandort Bitterfeld,
75 Bilder, Skizzen & Gouachen entstehen („Bitterfeld-Zyklus“) - 1999: Ankauf von 29 Arbeiten aus dem „Bitterfeld-Zyklus“ durch den Landkreis Bitterfeld (Vertragsabschluss am 15.12.1999)
- Robert Schneider hat seine Arbeiten mehrfach in der Galerie am Ratswall in Bitterfeld ausgestellt (Einzelausstellungen: 1997, 2002, 2009, 2012)
- gestorben am 21. Februar 2021 in Hamburg
Ev Schneider (20.3.2023)
Der Bitterfeld-Zyklus. Entstanden von 1991 – 1993. 75 Arbeiten: Gemälde, Gouachen und Skizzen.
Der Bitterfeld-Zyklus ist Teil der „Jahrhundertreflexion“ Robert Schneiders, die in den 12 Jahren von 1991 bis 2002 entstand. Es ist ein malerisches Nachdenken über die Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts und stellt exemplarische Orte ins Zentrum der Arbeit, in denen sich Robert Schneider selbst aufhielt: Bitterfeld, Katowice, Auschwitz, Verdun, Bremen-Farge und Baku/Aserbaidschan.
Es geht um eine Bestandsaufnahme, um die ewige Frage nach Sinn und Sein. Nach dem, was bleibt. Eine Suche, die einer Wahrheit hinter dem Sichtbaren nachgeht.
Der Auftakt war ein Besuch des Industriestandortes Bitterfeld im Jahr 1990.
Robert Schneider:
„Für mich begann mit dem Mauerfall 1989, ein zentraler und entscheidender Abschnitt in meiner Malerei. Ich nutzte die Veränderungen und reiste im Frühjahr 1990 nach Bitterfeld. Diesem nicht nur durch den so genannten Bitterfelder-Weg für mich symbolträchtigen Ort. Dem Aufenthalt vorangegangen waren umfangreiche Recherchen und letztlich die Kontaktaufnahmen mit den dortigen, sich noch im Amt befindlichen, Funktionären. Nachdem uns die erforderlichen Genehmigungen nach etlichen, langwierigen Gesprächen zugesagt wurden, fuhren wir sofort nach Bitterfeld. Wir konzentrierten uns auf die Arbeit. Meine Frau fotografierte und ich machte vor Ort Zeichnungen und skizzierte die Eindrücke.
In Bitterfeld, im gerade zugänglich gewordenen Osten Deutschlands konnte ich erstmals in einem größeren Umfang mein dokumentarisches Interesse, an einem bestimmten und benennbaren Anlagenkomplex der industriellen Produktion, ausformulieren. Wobei es mir nicht darum ging eine Archivierung des Sichtbaren und vielleicht bald auch nicht mehr Sichtbaren zu erstellen. Vielmehr ist es der hiermit eng verbundene Verweischarakter des Visuellen, der den Kern meiner Arbeit bildet. Der umfangreiche Bildfundus, der auch die Grundlage für diesen Zyklus bildet, birgt für mich die Möglichkeit zu einer Bildsprache, die es vermag, eine politische und ökologische Lesart mit einzubinden.“
Es war das Ende eines sozialistischen Staatsmodells. Die Ideologie hatte abgewirtschaftet, was sie hinterließ, waren tief vergiftete Industriebrachen. Festgehalten ist in den Arbeiten die verstörende Starre einer angehaltenen Zeit, einer Zwischenzeit. Robert Schneider hat es so formuliert:
„Meine Malweise ist davon bestimmt vor Ort zu sein, Eindruck für Eindruck aufzunehmen und abzuspeichern. Atmosphärische Gegebenheiten wie Licht, Gerüche, Geräusche, alles stecke ich in meinen Kopf, die Hand zittert beim Zeichnen, sie vibriert. Sichtbares löst Ängste aus. Hingehen, wahrnehmen, weggehen, arbeiten. Ich male was ich suche.“