„8 Hügel und 49 Haldenkegel“ von Marc Babarit und Gilles Bruni (2000)
Das Landschaftskunstwerk „8 Hügel und 49 Haldenkegel“ befindet sich auf der Halbinsel Pouch unweit des zentralen Freilichttheaters der AGORA. Es wurde im Rahmen des Projekts der EXPO 2000 zur künstlerischen Gestaltung der Tagebaulandschaft Goitzsche umgesetzt. Erdacht wurde die eindrucksvolle Kegellandschaft ca. 1998 von dem französischen Künstlerteam B & B – Marc Babarit und Gilles Bruni. Beide Künstler hatten sich in den 1970er Jahren von den herkömmlichen künstlerischen Techniken der Malerei und Skulptur abgewandt und entwickelten aus ihrem Interesse für Themen der Landwirtschaft und Natur ab 1985 gemeinsam ihre Landschaftskunst. Im Laufe der 1990er Jahre verwirklichten sie Landschaftsinstallationen in Frankreich, Italien, Deutschland, Dänemark, Kanada und den USA.
Ausgangspunkt ihres Landschaftskunstwerks für die Goitzsche war die Trauer um den Verlust der Tagebaulandschaft, die in langen Jahren intensiver Abbauarbeit zu einer monumentalen Landschaft „voller Sinn und Form“ umgestaltet worden war und nun durch der Rekultivierungsmaßnahmen und die Flutung der Tagebaugrube einer monotonen „Plattheit des Vollen“ weichen mussten. Leitgedanke ihres Landschaftskunstwerks ist deshalb die Trauer- und Erinnerungsarbeit. Die Gruppe der 49 Haldenkegel erinnert an die landschaftsprägenden spitzen Abraumhalden, in denen das Deckgebirge und Zwischenmittel bei Aufschluss der Kohlelagerstätte gelagert wurde. Die Gruppe der acht abgeflachten Hügel kann mit einem natürlichen Erosionsprozesses dieser Spitzkegel assoziiert werden und bringt damit einen zeitlichen Aspekt in das Kunstwerk. Einige der Haldenkegel und ihrer Zwischenräume wurden erinnerungsverstärkend mit Fragmenten der Tagebaugeschichte belegt, mit Grubenbahnschwellen, Betonbruch und Schrott. Teil des Landschaftskunstwerks ist auch die „Narbe“, ein breiter flacher Graben von etwa 300 Metern Länge, dessen Windungen die Hügel von den Kegeln trennen. Die Seitenwände der „Narbe“ wurden im Rahmen des Landschaftskunstprojekt unter Beteiligung vieler helfender Hände mit Faschinen (Reisigbündeln) gestützt und gestaltet. Die langsame Verwitterung dieser künstlerisch verstärkten „Übergangslandschaft“ bis zu ihrem Aufgehen in einer neuen Landschaftsformation ist von den Künstlern kalkuliert und begleitet den Prozess des Erinnerns bis zum Vergessen.
