„Wächter der Goitzsche“ von Anatol Herzfeld (2000)
Zehn starke 2,10 m hohe Eisenkerle stehen in einem Kreis Wache um einen großen Findling, aufgesockelt auf drei kleineren Steinen. In den großen Findling gegraben ist der Name FRANZ. Die eisernen Wächter mit ihren kastenförmigen Brustschildern und Fahnen bewachen also das Erbe des anhaltinischen Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1819). Fürst Franz war nicht nur der maßgebliche Gestalter des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, er verband die ästhetische Landschaftsgestaltung mit aufklärerischen, wirtschaftlichen und sozialen Anliegen, förderte Bildung und Toleranz.
Der Düsseldorfer Bildhauer Anatol Herzfeld stellt damit das große Rekultivierungs-Projekt der Tagebau-Landschaft Goitzsche bildlich in die Tradition des nahen Gartenreichs. Sein Werk mahnt den Bezug zwischen Kunst und sozialer Verantwortung an, ein Anliegen, dass ihn als Schüler von Joseph Beuys seit den 1960er Jahren umtrieb.
Herzfelds Skulpturengruppe erinnert durch den rostigen Stahl und die stereometrischen Formen der Figuren mit ihren scharfen Kanten und Zylinderköpfen auch an Maschinen. Die Wächter assoziieren dadurch die Idee des „industriellen Gartenreichs“, entwickelt seit 1990 für den Raum Dessau-Anhalt mit der Zielvorstellung die Region mit ihren beeindruckenden industriegeschichtlichen Monumenten und durch neue Ansiedlungen in ein räumlich und inhaltlich erweitertes Gartenreich zu verwandeln.
Fünf Steine, mit einfachen Mitteln umgestaltet in ausdrucksstarke Köpfe, liegen um das FRANZ-Denkmal innerhalb des etwas fünfundzwanzig Meter großen Kreises der Wächter. Siebzig weitere Steine bilden um sie einen äußeren Ring mit einem Durchmesser von etwa fünfzig Metern. Nach Zeichnungen von Kindern aus der Sekundärschule Holzweißig entstanden Motive, die Herzfeld und ein Steinmetz in die Steine meißelte. Sie erzählen von der Verwandlung der Landschaft.
Die Gruppe der Goitzsche-Wächter steht am Nord-Süd-Hauptweg der Goitzsche südlich des Großen Goitzschesees in der Landschaft beim Ortsteil Holzweißig, nur etwa zweihundert Meter entfernt vom Ufer des Paupitzscher Sees.
Die ursprünglich rote Farbe der Fahnen und Brustschilder ist heute weitgehend vom Rost überwuchert. Ansonsten scheinen die robusten Gestalten und ihre steinernen Begleiter für die Ewigkeit gemacht.