„Der verschwundene Fluss“ von Herman Prigann (1999)
Der wachsende Kohletagebau der Goitzsche verschlang nicht nur Dörfer und Straßen, auch der Flusslauf der Mulde musste 1975 im Zuge der „Feldeserweiterung“ umgeleitet werden. Ursprünglich erstreckte sich das Dorf Pouch an ihrem Ufer; Schloss und Roter Turm standen dicht am Wasser.
An diesen verschwundenen Flussabschnitt erinnert das von dem Hamburger Künstler Herman Prigann entwickelte Landschaftskunstwerk. Es bringt nicht das Wasser zurück, sondern assoziiert den Flusslauf durch ein 1,8 Kilometer langes Band aus Formen, Strukturen und Farben. Teile des Bodens wurden in eine Wellenbewegung verformt. Dort, wo das alte Flussbett vom Wasser des gefluteten Tagebaus der Goitzsche verdeckt wird, setzen unterschiedlich hohe Pflöcke die Vorstellung dieser Wellenbewegung fort. Verschiedene Materialien und Bepflanzungen strukturieren die Erdwellen. Zum Einsatz kamen Sand, Kies, Findlinge, Betonbrocken von angebrochenen Bauten, Sträucher und Erdflächen, die der selbstständigen Wiederbesiedlung durch die Natur überlassen wurden.
In seinem Konzept schwebte Prigann eine „Flußsimulation“ vor, die eine aktive Rolle im sozialen Leben der Anwohner spielen sollten durch ihre Beteiligung an der Gestaltung, durch Feste und die Bildung örtlicher Gruppe zur künftigen Pflege des Landschaftskunstwerks.
Schon die große Flut 2002 beschädigte die ursprüngliche Gestalt des „Verschwundenen Flusses“. Weitere Veränderungen bewirkte der zunehmende Bewuchs. Sein Verlauf ist dennoch bis heute als grünes Band zu erahnen und erzählt ein Stück Landschaftsgeschichte.