„Blaue Bank“ von Roland Fuhrmann (2003)
Bei der großen Flutkatastrophe im Sommer 2002 überflutete die Mulde große Teile der Stadt Bitterfeld. Nach einem Dammbruch füllten die Wassermassen die ehemalige Grube des Tagebaus „Goitsche“ schlagartig – viel schneller als geplant. Um weitere Schäden an den Siedlungen zu verhindern, kamen tausende Menschen aus der Region und Freiwillige aus anderen Bundesländern an der Mulde zusammen und bauten hier aus Sandsäcken Notdeiche.
Diesen Hilfsbereiten sollte ein „Fluthelferdenkmal“ in Bitterfeld im Bereich des Goitzschesees errichtet werden, das zugleich den Reigen der Landschaftskunstwerke an der ehemaligen Tagebaulandschaft ergänzt. Den künstlerischen Wettbewerb, ausgeschrieben vom Kuratorium der „Kulturlandschaft Goitzsche“, konnte im April 2003 der Metallkünstler Roland Fuhrmann für sich entscheiden. Sein Entwurf einer langen, weit geschwungenen Bank an am Ufer des Großen Goitzschesees an der Niemegker Straße im Bereich Fritz-Heinrich-Stadion bildet einen Abschnitt des langen Sandsacknotdeichs nach. Die blaue Farbe der Bank assoziiert das Wasser der Flut, die massiven, 1,3 hohen Stahldreiecke hinter Sitzfläche und Lehnen drücken die Stabilität des Damms und die Kraft der vielen helfenden Hände aus, die sich gegen die Flut stellten. Namen und Herkunftsorte der Freiwilligen wurden auf 2200 Schildern verewigt und diese auf den hölzernen Rückenlehnen der Riesenbank von Fuhrmann selbst angenietet. „Damit füllt sich die Bank gedanklich wieder und wird zu einer Menschenkette“, erläutere der Künstler seinen Entwurf, den er mit dem Titel „Die Bank wird zur Menschenkette“ eingereicht hatte. „Treffen sich die Helfer, können sie hier in der Sonne sitzen und sich erinnern.“ Bei der feierlichen Eröffnung der „Blauen Bank“ am 15. August 2003, ein Jahr nach der Flutkatastrophe, wurde seine Vision erstmals Wirklichkeit, als hunderte Bürgerinnen und Bürger auf der Metall-Installation Platz nahmen.
Bei ihrer Fertigstellung 2003 galt die Bank mit einer Länge von 60 Metern als der drittlängste Sitz der Welt. Mit einer Spendenaktion konnte eine weitere Verlängerung um sechs Meter 2003 finanziert werden, womit allerdings die Blaue Bank ihre superlative Platzierung nicht weiter steigern konnte. Sie bleibt ein symbolisches Erinnerungsmal mit ästhetischen, praktischen und sozialen Qualitäten – ein nützliches Denkmal.