„Bitterfelder Bogen“ von Claus Bury (2006)
Der Bitterfelder Bogen ist das Wahrzeichen der Stadt Bitterfeld-Wolfen geworden und ziert heute das Logo der Kommune. Weithin sichtbar erhebt sich das stählerne Kunstwerk als Landmarke auf dem Bitterfelder Berg im Ortsteil Holzweißig. Der knapp 110 Meter hohe Berg entstand als Abraumhalde des Braunkohletagebaus. Von weitem wirkt die Bogenkonstruktion wie eine elegante Stahlfachwerkbrücke. Hat man den Berg erstiegen, entdeckt man, dass der große Schwibbogen nichts überbrückt, sondern auf dem Boden sitzt und eher einem ungewöhnlichen Aussichtsturm gleicht. Der Rahmen der Architekturskulptur besteht aus drei Stahlbögen mit einer Spannweite von 70 Metern. Das Bauwerk hat mit der Rampe eine Gesamtlänge von 81 Metern, eine Breite von 14 Metern am Boden und einer Scheitelhöhe von 28 Metern. Die beiden äußeren Bogen sind leicht nach Innen gekippt. In jeden der drei Bögen sind gegenläufig zwei stählerne Bogensegmente eingespannt, die sich in der Mitte kreuzen. Die Zwischenräume dieser Bögen und der Bögen der Außenkontur sind durch weitere Verstrebungen ausgefacht.
Mit einer sanften Steigung von sechs Prozent führt eine 540 Meter lange Stahlrampe im Zickzack die Besucher zu den Aussichtsplattformen, die in vier Etagen übereinander als geräumige, nach oben kleiner werdende Platten in die Bogenkonstruktion eingehängt sind. An den Biegungen der Rampe bietet sich beim Aufstieg zur obersten Plattform jeweils eine Bank für eine Pause an. Von der obersten Aussichtsplattform in der Höhe von 21 Metern hat man einen weiten Ausblick über das Bitterfelder Land und die ehemalige Tagebaulandschaft mit dem Großen Goitzschesee. Entworfen wurde der Bitterfelder Bogen von dem Bildhauer Claus Bury. Die Planung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Bollinger + Grohmann. 2005 bis 2006 wurde die Konstruktion auf dem Berg errichtet. Claus Bury wandte sich nach Goldschmiedelehre und Studium an der Kunst- und Werkschule Pforzheim um 1970 der Architektonischen Skulptur zu und konnte seitdem mehrere monumentale Projekte in Stadträumen und Landschaften umsetzen.
Einige dieser Großskulpturen aus Holz, Aluminium oder Stahl sind wie das Bauwerk auf dem Bitterfelder Berg aus Bögen, Trägern, Stegen komponiert. Der Bitterfelder Bogen zählt zu den Landschaftskunstwerken, die seit den späten 1990er Jahren im Zuge der Rekultivierung der ehemaligen Tagebaulandschaft entstanden, um die Geschichte der Landschaft abstrakt widerzuspiegeln und weiterzuentwickeln. Die begehbare Skulptur auf dem Bitterfelder Berg bleibt dabei deutungsoffen. Gedacht wurde bei den konvexen und konkaven Bogenformen an die Schaufelbewegungen der gewaltigen Tagebaubagger oder auch an den Brückenschlag zwischen der Vergangenheit der Tagebaulandschaft und der erstrebten Zukunft des „industriellen Gartenreichs“ mit seiner gestalteten Landschaft und den modernen Industrieansiedlungen des Chemieparks.